Die Governance eines Unternehmens wird immer anspruchsvoller, da die Themen, mit denen sich die Organisation im Rahmen der Steuerung und Überwachung beschäftigen muss, vielfältiger geworden sind. Es geht hierbei um operative, strategische, rechtliche und IT-Themen sowie – aktuell besonders relevant – geopolitische und ESG-Themen. Dadurch müssen zahlreiche Schnittstellen im Unternehmen koordiniert werden: zur Rechtsabteilung, zur Compliance-Funktion, zur IT und zur Finanzabteilung. In der zweiten Folge unserer Podcastserie „Future of Governance“ diskutieren Dr. Konstantin von Busekist, Leiter der Global Compliance Practice bei KPMG Law, und Dr. Jan-Hendrik Gnändiger, Head of Risk & Compliance Services bei KPMG in Deutschland, welche Anforderungen es an die Governance gibt, wenn diese einen systematischen Ansatz zur Steuerung und Überwachung von aktuell relevanten Themen ermöglichen soll und wie das Management damit umgehen kann. Zudem geht es um Fragen wie: Findet Steuerung auf der horizontalen oder vertikalen Ebene statt? Welche Rolle spielen die Digitalisierung und der Einsatz von Technologien? Und vor allem auch: Was bedeutet das alles für die Mitarbeitenden?
Der Wandel in der Rechtsberatung sollte interdisziplinär gedacht werden, sagt Jurist Konstantin von Busekist und erläutert ab 01:11 zusammen mit Jan-Hendrik Gnändiger, warum das auch für die Governance gilt.
Ab 03:46 erfahren Sie von Konstantin von Busekist, was die Entwicklung in der Governance mit einem Johannisbeerbonbon zu tun hat.
Horizontal oder vertikal: Wie ist beziehungsweise wie sollte die Governance-Funktion in einem Unternehmen organsiert sein? Konstantin von Busekist erläutert ab 04:20, warum er beide Dimensionen sieht, und Jan-Hendrik Gnändiger erinnert ab 06:05 daran, dass auf beiden Ebenen die zentralen Fragen lauten sollten „Wer kümmert sich eigentlich?“ und „Welche Verantwortlichkeiten müssen geschaffen werden?“
„Wo bleibt der Mensch in der Diskussion“, will Moderator David Rohde ab 11:18 von seinen beiden Gesprächspartnern wissen. Die sind sich einig: Governance als Steuerungselement kann für den Menschen von Vorteil sein, weil sie einen Handlungsrahmen vorgibt und so Komplexität aus dem Alltag nimmt. Allerdings macht die Umsetzung der komplexen Vorgaben aktuell viele Prozesse für Mitarbeitende nicht gerade einfacher. Das birgt das Risiko, dass die Akzeptanz für Governance allgemein aber auch für die wichtigen Steuerungsmaßnahmen verloren geht (12:38).
Zudem besteht die Gefahr, dass im Zuge der Digitalisierung eingesetzte Technologien in puncto Arbeitserleichterung für die Mitarbeitenden nicht halten, was versprochen wurde. Das führt zu Frustration, wie Jan-Hendrik Gnändiger und Konstantin von Busekist ab 13:53 feststellen. Dieser Aspekt bringt sie dann auch zu einem ihrer „Lieblingsthemen“ – der Risikorelevanz (15:35).
Nachdem viel über Governance, das „G“ in ESG diskutiert wurde, spricht der Moderator abschließend noch die Themen Soziales (S) und Umwelt (E) an (ab 16:30). Jan-Hendrik Gnändiger erörtert, warum für das Megathema ESG das gleiche gilt wie beispielsweise bei Korruptionsprävention: Es müssen innerhalb von Unternehmen Systeme und Strukturen geschaffen werden, die das Thema identifizieren, bewerten und entsprechend steuer- und überwachbar machen. Ob dafür die Governance-Systeme schon reif genug sind und als Steuerungs- und Überwachungsinstrument in der Organisation ernst genommen werden, sieht er allerdings noch als fraglich an.
Von Shareholdervalue zu Stakeholdervalue: Ab 18:29 beschreibt Konstantin von Busekist, warum viele Themen in Zusammenhang mit ESG eher aus der Stakeholderperspektive zu betrachten sind und welche Vorteile das hat.
Unser Podcast heißt „Future of Governance” – und diese Zukunft hat schon begonnen. Daher trägt ein Governance-Modell, das eine professionelle Form von Steuerung und Überwachung ermöglicht, nicht nur den Vorgaben des Gesetzgebers Rechnung, sondern ist für Unternehmen schon jetzt unerlässlich, um im Wettbewerb weiterhin eine Chance zu haben – wie unsere Experten ab 20:07 ausführen.