Die Corona-Krise, die geopolitischen Spannungen und der Chipmangel haben gezeigt, dass Unternehmen entscheidende Informationen über den Status ihrer Waren oft erst erhalten, wenn es zu spät ist. Das kann zu erheblichen Verzögerungen und finanziellen Verlusten führen.
Es ist deshalb unserer Meinung nach unabdingbar, dass Unternehmen Wege finden, um Lieferketten transparenter zu machen, schneller und effizienter auf kritische Ereignisse zu reagieren und somit Handlungsspielräume in potenziellen Risikosituationen zu vergrößern.
RTTVPs: Darum lohnt sich der Einsatz für Unternehmen
Sogenannte Real Time Transportation Visibility Platforms (RTTVPs) können dabei helfen. Sie bieten Unternehmen die Möglichkeit, Informationen über den Status und Standort ihrer Waren in Echtzeit abzurufen.
Im Gegensatz zu klassischen Tracking-Lösungen, die lediglich den zuletzt verfügbaren Standort ausgeben, nutzen RTTVPs Technologien wie Global Positioning System (GPS) zur genauen Positionsbestimmung, Automatic Identification System (AIS), um beispielsweise Schiffe in Echtzeit zu überwachen und Radio Frequency Identification (RFID), um Tags an Objekten zu identifizieren und zu verfolgen.
Um Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu gewährleisten, werden die Informationssysteme des eigenen Unternehmens sowie die der relevanten Supply-Chain-Akteure an die RTTVP angebunden. Der Datenaustausch läuft elektronisch mittels sogenannter EDI-Technologie, die Informationen direkt von Endgeräten wie Produktionsanlagen oder Mobiltelefonen übermittelt.
Eine entscheidende Besonderheit von RTTVPs besteht darin, dass sie in der Lage sind, externe Faktoren vorherzusehen und zu berücksichtigen, die Lieferketten beeinflussen könnten. So werden anhand intelligenter Technologien wie maschinellem Lernen, AI oder Blockchain-Daten bezüglich der Wetterbedingungen oder der Verkehrslage automatisch berücksichtigt.
RTTVP: Mehr Effizienz, Transparenz und Kundenzufriedenheit durch verbesserte Lieferkettenkontrolle
RTTVPs bieten zahlreiche Potenziale, sowohl für Organisationen als auch deren Kund:innen. Unternehmen werden frühzeitig über kritische Ereignisse in ihrer Lieferkette informiert und profitieren von der erhöhten Transparenz und Planungssicherheit. Vorlaufzeiten und Aktionsspielräume erhöhen sich hierdurch signifikant. So können Entscheidungen ausführlicher überdacht und sinnvolle Handlungsalternativen ausgearbeitet werden. Auch kostspielige Ad-hoc-Maßnahmen können reduziert werden. Die Plattformen wirken sich somit positiv auf die Performance und die Kosten ihrer Nutzer aus.
Auch für die Endkund:innen ergeben sich positive Effekte. Sie profitieren beispielsweise von Statusabfragen in Echtzeit oder werden benachrichtig, wenn das Lieferdatum nicht eingehalten wird. Mehr Transparenz steigert das Serviceniveau und resultiert bestenfalls in einer erhöhten Kundenzufriedenheit.
Das sollte bei der Nutzung von RTTVPs beachtet werden:
- Langfristiger Einsatz sinnvoller als projektbezogene Nutzung
Wir beobachten, dass viele Unternehmen die Plattformen bislang nur als temporäre Hilfestellung ansehen und lediglich projektbezogen einsetzen. Es mangelt oftmals an einer professionellen Integration in die Unternehmensorganisation, wodurch viele Potenziale ungenutzt bleiben. RTTVPs sind jedoch für eine langfristige Nutzung ausgelegt. Je besser sie Unternehmen anhand ihrer Daten “kennenlernen”, desto zuverlässiger werden künftige Meldungen.
- Integration eines Supply Chain Visibility Managements
Wir empfehlen daher die Etablierung einer neuen Funktion – dem Supply Chain Visibility Management (SCVM). Dieses soll dafür sorgen, dass die RTTVP technisch und organisatorisch optimal genutzt und kontinuierlich evaluiert wird. Wir betrachten das SCVM zudem als Schnittstelle zum Supply Chain Risk Management, welches Risiken entlang der Lieferkette identifiziert, bewertet sowie minimiert – und entsprechend von den Informationen der RTTVP profitieren kann.
- Proaktives Management durch Szenarioanalyse
Neben der Verarbeitung der gewonnenen Informationen sehen wir eine weitere Aufgabe für das SCVM darin, die erzielten Aktionsspielräume sinnvoll zu gestalten. Dies lässt sich beispielsweise umsetzen, indem bereits im Vorfeld kritischer Ereignisse, bestimmte Handlungsszenarien definiert werden, welche im Ernstfall eingeleitet werden können. Auf diese Weise kann eine hohe Entscheidungsqualität auch unter Zeitdruck bewahrt und ein proaktiver Management-Ansatz gelebt werden.
Prozesse optimieren durch Echtzeit-Tracking
Mithilfe von RTTVPs werden Unternehmen in Zukunft in der Lage sein, schneller auf kritische Ereignisse und Risiken in ihren Lieferketten zu reagieren. Wertvolle Wettbewerbsvorteile werden insbesondere bei den Unternehmen entstehen, die die Nutzung langfristig ausrichten und das Management der Plattform in ihre Prozesse integrieren.