Sustainable Finance: Grüner Taschenrechnerknopf

Wie nachhaltig ist Sustainable Finance?

Greenwashing vermeiden: Banken sollten eigene Frameworks definieren.

Sustainable Finance ist populär. ESG im Finanzsektor lässt sich hervorragend verkaufen und erleichtert zunehmend den Zugang zu Kapital. Nachhaltige Produkte steigern außerdem die Unternehmensreputation, Mitarbeitendenmotivation und Arbeitgeberattraktivität.

Gleichzeitig fordern Kund:innen, Investor:innen und der Gesetzgeber hier immer mehr Transparenz von den Finanzdienstleistern. Denn was genau bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit im Finanzsektor? Tatsächlich ist dies vom Gesetzgeber nicht abschließend definiert.

Die Folge: Die von den Banken als nachhaltig bezeichneten Produkte und Dienstleistungen entsprechen im Zweifel nicht den Erwartungen der Kund:innen und Interessenvertreter:innen. Diese könnten dem Anbieter daher – berechtigt oder nicht – Greenwashing vorwerfen und ihn sogar vor Gericht ziehen.

Webcast Live: Nachhaltigkeit und ESG – Was bedeutet dieser Megatrend für Privatbanken?

 

Marktstandard ESG im Finanzsektor

Immerhin können sich Banken beim Thema Nachhaltigkeit an freiwilligen Leitlinien der internationalen Bankenverbände orientieren. Hierzu gehören zum Beispiel die Green Loan – und Green Bond Principles, die Guidance on Green Loans Principles und die Sustainability Linked Loans Principles. Diese geben Richtlinien unter anderem zu Berichterstattung vor, die inzwischen zum Marktstandard geworden sind.

Hinzu kommt, dass Finanzinstitute in der Regel beim Thema Nachhaltigkeit auch eine, wie es üblicherweise heißt, Second Party Opinion anfordern. Das heißt, sie bitten hierauf spezialisierte Prüfer:innen um eine Bestätigung, bevor sie Produkte mit dem Nachhaltigkeitsstempel versehen.

ESG-linked Loans und ESG-linked Bonds

Außerdem haben sich mittlerweile zwei grobe Kategorien für nachhaltige Finanzprodukte herausgebildet: Zur ersten Kategorie gehören Anleihen oder Darlehen, mit welchen Kreditnehmer:innen nachhaltige Geschäftsmodelle finanzieren bzw. refinanzieren. Diese werden als sogenannte ESG-linked Loans und ESG-linked Bonds bezeichnet. Sie stellen die gesamte Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens in den Mittelpunkt, in das investiert werden soll. Neben ökologischer spielen auch soziale und unternehmerische Verantwortung eine Rolle. Gleichzeitig sind die Mittel jedoch nicht projektgebunden und können für alle Unternehmenszwecke verwendet werden.

Zur zweiten Kategorie gehören Anleihen oder Darlehen zur Finanzierung bzw. Refinanzierung konkreter Projekte. Bei solchen zum Beispiel Green Loans, Green Bonds, Social Bonds und Social Loans ist die Verwendung der Erlöse beschränkt.

Green Finance Frameworks definieren für ESG

Und dennoch bleiben auch Banken, die sich an diesen Marktstandards orientieren, dem Risiko ausgesetzt, dass ihnen Verbraucherverbände oder Wettbewerber Greenwashing vorwerfen. Daher empfehle ich, dass Banken auch eigene Nachhaltigkeitsstandards – sogenannte Sustainable Finance Frameworks genannt – definieren. Hier sollte möglichst konkret festgehalten werden, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um eine Finanzierung als nachhaltig zu bezeichnen. Diese sollten transparent kommuniziert und veröffentlicht werden.

Wer all dies berücksichtigt, kann sich gut von Greenwashing abgrenzen und möglichen Klagen vorbeugen. Dennoch: Ein Restrisiko bleibt. Tatsächliche Abhilfe würden wohl nur konkrete Vorgaben der Gesetzgeber schaffen. Ob es derart detaillierte und konkrete Regelungen in Sachen Nachhaltigkeit in Zukunft geben wird, vermag ich jedoch aktuell nicht zu sagen.