Autobrücke über Wasser

Covid-19: Aus der Krise mit Methode

Wie sich Unternehmen auf eine neue Normalität vorbereiten können

Szenarien, Strategien, Planungen: Schon in normalen Zeiten haben Unternehmen eine Vielzahl an Variablen zu berücksichtigen.

Das Covid-19-Virus verschärft diese Situation noch. Doch Abwarten und Aussitzen helfen nicht. Wie wir in unserem aktuellen Whitepaper „Alles wird anders? Die neue Normalität: Resilienz stärken, Chancen nutzen“ erläutern, ist unklar, ob bzw. wann es eine Rückkehr zum Vor-Krisen-Zustand geben wird. Stattdessen könnte die Welt nach dem Ende der Pandemie deutlich anders aussehen als zuvor.

Deshalb sollten Entscheidungsträger eine Perspektive auf die Zukunft entwickeln und vorausplanen – systematisch und in vier Schritten.

Schritt 1: Risikodimensionen verstehen

Zunächst gilt es, die zu erwartenden Entwicklungen auf globaler Ebene besser zu verstehen. Anhaltende Unwägbarkeiten erschweren Vorhersagen. Um dennoch ganzheitliche Szenarien für die Post-Covid-19-Realität zu entwickeln, hilft es, mögliche Auswirkungen der Pandemie anhand der folgenden fünf Risikodimensionen zu betrachten:

(1) Zukunft von volkswirtschaftlicher Entwicklung und globaler Nachfrage
(2) Dynamik von globaler Handels- und Investitionspolitik
(3) Dynamik von Kapitalmärkten und Finanzierungsumfeld
(4) Zukunft von Europäischer Union und Eurozone
(5) Ausmaß von kommender politischer Intervention und Regulierung

Eine Analyse der langfristigen Zusammenhänge und Implikationen schafft eine Faktenbasis, um anschließend industriespezifische Szenarien ableiten zu können.

Schritt 2: Industrieszenarien entwickeln

In einem nächsten Schritt empfiehlt es sich, die Empfindlichkeit der eigenen Industrie anhand einer Sensitivitätsmatrix zu überprüfen. Ziel ist es dabei, die mittelfristige Entwicklung zentraler Elemente des industriespezifischen Geschäfts- und Betriebsmodells skizzieren zu können:

Zulieferstruktur: Sind eine wirtschaftliche Schieflage meiner Zulieferer oder anhaltende Störungen der Lieferketten zu erwarten?

Märkte und Kunden: Wie verändert sich die inländische und ausländische Nachfrage? Ist mit einer reduzierten Kaufkraft und neuen langfristigen Kundenpräferenzen zu rechnen?

Wettbewerberlandschaft: Ist eine Marktbereinigung wahrscheinlich oder ist mit neuen Konkurrenten aus anderen Industrien zu rechnen?

Liquidität und Investoren: Welche Auswirkungen hat das mittelfristige Finanzierungsumfeld auf die Branche? Wie wirken sich anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit und Risikoaversion von Kapitalgebern aus?

Branchenspezifischen Sensitivitäten bilden die analytische Grundlage, um die Widerstandsfähigkeit des eigenen Unternehmens zu prüfen und gegebenenfalls zu stärken.

Schritt 3: Mittelfristige Resilienzen schaffen

Im nächsten Schritt geht der Blick auf das eigene Unternehmen. Es gilt herauszufinden, wo Handlungsbedarf auf strategischer und operativer Ebene besteht. Dazu sollten sich Entscheidungsträger fragen, wie widerstandsfähig ihre Firma gegenüber den veränderten Branchenherausforderungen ist:

Finanzielle Resilienz: Können die finanziellen Ziele auch in negativen Szenarien im Wesentlichen erreicht und die Erwartungen von Investoren erfüllt werden?

Resilienz des Geschäftsmodells: Hält das Geschäftsmodell den Veränderungen des Industrieumfelds stand?

Resilienz des Betriebsmodells: Können Kernprozesse und technische Infrastruktur aufrechterhalten werden? Ist das Unternehmen in der Lage, auf sich verändernde Lieferketten, Produktionsanforderungen und Regularien effektiv zu reagieren?

Diese Überlegungen bilden die Grundlage einer Quantifizierung der langfristigen Konsequenzen des Covid-19-Schocks. Diese ermöglicht anschließend Rückschlüsse auf die strategischen und operativen Spielräume der Zukunft.

Schritt 4: Die Perspektive wechseln

Im letzten Schritt gilt es, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen. Natürlich kommen nicht nur Risiken auf Betriebe zu, sondern auch neue Chancen . Gerade Unternehmen, die frühzeitig den Fokus auf sich verändernde Geschäftsmöglichkeiten und Opportunitäten richten, gehen häufig als Gewinner aus einer Krise hervor.

Wer Ausschau hält, könnte schon bald strategisch attraktive und unterbewertete Firmen auf dem M&A-Markt identifizieren. Zur Steigerung ihrer Resilienz sollten Betriebe zudem die Digitalisierung ihres Betriebsmodells verstärkt vorantreiben. Auch eröffnet ein nachhaltig verändertes Abnehmerverhalten Expansionsfelder in Branchen, die vom Covid-19-Schock profitiert haben (zum Beispiel Pharma, Telekommunikation, Onlinehandel).

Fazit

Die Unsicherheit für Unternehmen ist in der Pandemie groß.

Doch mit der richtigen Methode lassen sich Vorbereitungen treffen und aufkommende Chancen nutzen.