Nahaufnahme eines Windrads vor einem riesigen Feld mit Solarpanels. Pinke Färbung. e-Fuels: Wir müssen synthetischen Kraftstoffen eine Chance geben.

Für klimaneutrale Mobilität brauchen wir E-Autos – und e-Fuels

Wir müssen synthetischen Kraftstoffen eine Chance geben, und zwar schnell.

Klimaschutz ist unverhandelbar. Dazu gehört auch klimaneutrale Mobilität. Dabei setzen Politik und daraus abgeleitet die europäische Automobilindustrie bislang vor allem auf batterieelektrische Fahrzeuge. Denn diese produzieren lokal kein CO2. Der Kauf solcher E-Autos wird daher gefördert ebenso wie der Ausbau der Stromnetze und Ladeinfrastruktur sowie zahlreiche Forschungsvorhaben für Batterietechnologie oder Erzeugung erneuerbaren Stroms.

E-Fahrzeuge fahren nur „grün“, wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt

E-Fahrzeuge sind daher wichtiger Bestandteil der zukünftigen Mobilität, bergen aber auch diverse Nachteile. Diese betreffen sowohl den Klimaschutz als auch den Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland. Denn in der Logistik, aber auch die öffentliche Beförderung brauchen wir Fahrzeuge mit sowohl hoher Reichweite als auch kurzen Standzeiten. Die Reichweite von E-Fahrzeugen ist jedoch begrenzt, das Laden dauert aus wirtschaftlicher Sicht zu lange und vor allem die Ladeinfrastruktur in Europa ist noch mangelhaft. Und das vielleicht schwerwiegendste Argument: Der hierfür benötigte Strom stammt nicht 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Entsprechend wenig tragen E-Fahrzeuge aktuell zum Klimaschutz bei – und hemmen dabei die Flexibilität und Schnelligkeit von Transportwegen, Lieferketten und Dienstleistungen. Auch Preis und Nutzungsprofil der E-Autos passen aktuell nicht zu den Kundenbedürfnissen. All dies schwächt die Akzeptanz für E-Mobilität in der Bevölkerung.

E-Fahrzeuge erzeugen viel CO2 und verbrauchen Rohstoffe bei der Herstellung

Mit Blick auf die Batterien der E-Fahrzeuge ergeben sich weitere Risiken und Klimaschutznachteile. Denn die für die Produktion benötigten Rohstoffe wie Kobalt, Nickel und Lithium sowie seltenen Erden sind ähnlich wie fossile Brennstoffe nur begrenzt verfügbar. Außerdem stammen sie zu einem großen Teil aus problematischen Regionen der Welt wie China, Russland oder dem Kongo. Abhängigkeiten von diesen Ländern bringen erhebliche wirtschaftliche Risiken mit sich. Zwar machen wir uns mit der E-Mobilität von fossilen Brennstoffen unabhängiger – schaffen aber gleichzeitig neue Abhängigkeiten von Rohstoffen und deren Lieferländern. Was, wo und wie viel am Ende der Lebenszeit der Batterien noch recycelt werden kann, ist außerdem heute noch offen und wird wohl in industriellem Maß erst in den 2040er möglich sein.

Kurzum: Die technologieeinschränkende Ausrichtung auf E-Mobilität allein ist kein optimaler Weg, die notwendigen Klimaziele zu erreichen.

Synthetische Kraftstoffe oder Energieträger vorantreiben

Was gilt es also zu tun? Natürlich sollten wir uns nicht von der Elektromobilität abwenden. E-Autos sind ein wertvoller Baustein zur Klimaneutralität und individuellen Mobilität. Allerdings halten wir es mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und den Industrieunternehmen für wichtig, auch Alternativen in Betracht zu ziehen. Denn diese könnten mindestens ebenso gut dazu beitragen, Klimaziele zu erreichen und außerdem ermöglichen, Mobilität, Flexibilität, Schnelligkeit und Wirtschaftskraft in Deutschland zu erhalten.

Hierzu gehört etwa die Brennstoffzellen-Technologie, mit welcher aus grünem Wasserstoff elektrische Energie erzeugt und über eine kleinere Pufferbatterie für den Antrieb verwendet wird. Mit aus erneuerbarem Strom gewonnenen Wasserstoff können durch weitere Prozessschritte außerdem klimaneutrale e-Fuels produziert werden. Dies sind synthetische Kraftstoffe, die durch die Umwandlung von erneuerbarem Strom in Form von Wasserstoff und aus der Atmosphäre entnommenem CO2 als neuer Energieträger entstehen. Diese synthetisch erzeugten Kraftstoffe oder Energieträger können auch als Edukte zur Weiterverarbeitung in der (Petro-)Chemie dienen oder eben als eGas, eDiesel, eBenzin oder eKerosin in der Mobilität zum Einsatz kommen.

Ihr erheblicher Vorteil: Auch aktuelle Verbrennungsmotoren der Bestandsflotte können e-Fuels ohne technische Änderungen verwenden und an herkömmlichen Benzin- oder Dieseltankstellen tanken. Kämen sie zum Einsatz, wäre der für Elektromobilität so mühsam begonnene Umbau der Infrastruktur nicht mehr so dringend. Auch in der Luft- und Schifffahrt, für die Elektroantrieb derzeit technisch unrealistisch ist, sind die klimaneutralen synthetischen Kraftstoffe einsetzbar.

EU will Verbrennungsmotoren weiter erlauben – solange sie e-Fuels tanken

Daher halten wir auch die Position der Bundesregierung sowie die Erarbeitung der Umsetzung durch die EU-Kommission für sinnvoll, den herkömmlichen Verbrennungsmotor nicht einfach zu verbieten. Diese sollen ab 2035 keine fossilen Brennstoffe mehr tanken dürfen, e-Fuels hingegen schon.

Darüber hinaus befürworten wir sogar, gesetzlich zu verankern, dass klimaneutrale Kraftstoffe den aktuellen fossilen Kraftstoffen beigemischt werden müssen – um sie bis spätestens 2045 vollständig zu ersetzen. So erreichen wir mehr Klimaschutz nicht nur mit neu zugelassenen Fahrzeugen, sondern auch mit der Bestandsflotte.

e-Fuels müssen importiert werden

Kritiker:innen der synthetischen Kraftstoffe bemängeln, die Herstellung sei zu energieintensiv und zu teuer. Sie erklären, der Strom solle besser direkt zum Fahren genutzt werden. Und tatsächlich wird die für e-Fuels benötigte nachhaltige Energie nicht in Deutschland allein entstehen können. Sinnvoll wäre es aber, e-Fuels aus Ländern zu importieren, die immenses Potenzial zur Herstellung großer Mengen grünen Stroms bieten. Das betrifft etwa Nord- und Südamerika, Australien, afrikanische Länder bzw. Wüstenstaaten oder die nördlichen Polarregionen. Ein weiterer Vorteil: Diese Regionen könnten hiervon wirtschaftlich stark profitieren und den Energiemarkt diversifizieren. So würde sich Deutschland zwar in deren Abhängigkeit begeben, dieses Risiko ließe sich jedoch minimieren. Denn für den Import kämen eben zahlreiche Länder in Frage – und nicht nur einige wenige konfliktbelastete Regionen.

Nach Deutschland transportiert werden könnten die nachhaltigen Energieträger dann einfach über bestehenden Lieferketten, durch Pipelines oder mit Schiffen, die natürlich ebenfalls mit synthetischen Kraftstoffen klimaneutral fahren. Ein weiteres Argument für erneuerbare synthetische Energieträger: Die benötigte Infrastruktur zu deren Veredelung existiert bereits.

Klar ist, alle genannten Antriebsformen haben Vor- und Nachteile und in vielen Fällen ist wohl eine Kombination verschiedener Ansätze am sinnvollsten. Ziel sollte es jedoch ohne Frage sein, die Klimaziele zu erreichen und dabei die Mobilität und Wirtschaftskraft Deutschlands sowie der Europäischen Union zu erhalten. Jetzt ist also die Politik am Zug. Um den Hochlauf zu beschleunigen und Investitionssicherheit zu schaffen, muss sie schnell für klare und langfristige Regulatorik sorgen.