Welche Gefahr birgt das Decoupling für deutsche Unternehmen und die Weltwirtschaft?
Die fortschreitende Entkopplung der Weltwirtschaft führt unweigerlich zu höheren Kosten und damit sinkenden (verteilungsfähigen) Gewinnen.
Höhere Kosten bedeuten:
- Steigende Beschaffungs- und Produktionskosten wegen „multiple regional sourcing“ statt „single global sourcing“ beim weltweit günstigsten Anbieter.
- Mehrfachkosten für Forschung und Entwicklung, Beschaffung und Produktion bei gleichzeitig geringeren Skaleneffekten wegen regional unterschiedlicher Normen und Standards.
- Zusätzliche Kosten für die Implementierung sogenannter Compliance-Management-Systeme zur Befolgung der weltweit zunehmenden Gesetzesflut.
- Steigende Kosten für Kapitalbindung wegen vermehrter Lagerhaltung für Pufferlager.
Steigende Kosten führen auch zu Wettbewerbsnachteilen gegenüber lokalen Anbietern und können zu volumenbedingten Umsatzrückgängen führen.
Regulatorische Beschränkungen und Sanktionen können im Extremfall auch zu komplett wegbrechenden Absatzmärkten im Ausland führen, wie am Beispiel Russland gerade durchexerziert wird und bei einem Einmarsch Chinas in Taiwan auch für China drohen würde. Wenig bekannt ist auch, dass der deutsche Bundestag bereits Sanktionen gegen China für den Fall beschlossen hat, dass sich China gegen die Russland-Sanktionen stellen sollte.
Hinzu kommen große Herausforderungen aufgrund des erwarteten Wachstums der Weltbevölkerung in den kommenden drei Jahrzehnten von acht auf rund zehn Milliarden sowie der noch immer ungebremsten Erderwärmung mit ihren katastrophalen Folgen.
Andererseits existieren mit der fortschreitenden digitalen Transformation, den Potenzialen aus Artificial Intelligence und den ständigen Innovationen weitere Treiber, die zu signifikanten Produktivitätssteigerungen und Kostensenkungen führen können und die negativen Effekte des Decouplings zumindest teilweise kompensieren können.
Mein Fazit
Decoupling bedeutet kein Ende der Globalisierung. Die Zeit der Hyper-Globalisierung ist aber zu Ende. Die Politik nimmt heute immer mehr Einfluss auf die Weltwirtschaft und beschränkt die Wirtschaft. Multinational agierende Konzerne sollten wachsam sein und ihr Geschäftsmodell (ständig) hinterfragen und adaptieren. Innovative, anpassungsfähige und -willige Unternehmen werden auch in Zeiten des Decouplings wachsen können.