Chipkarte, die mit einer Pinzette gehalten wird

So kann die Automobilindustrie die Halbleiterversorgung sicherstellen

Fünf intelligente Maßnahmen für die Versorgungssicherheit in der Automobilbranche.

Moderne Fahrzeugtechnologie ohne Halbleiter? Undenkbar. Halbleiter spielen seit Jahrzehnten eine zentrale Rolle im Automobilbau und rücken durch die Elektrifizierung von Fahrzeugflotten und mit dem Einzug von hochautomatisierten Fahrfunktionen erneut in den Fokus.

Versorgungslücken und regionale Abhängigkeiten in der Halbleiterindustrie

Doch die Halbleiterindustrie steht vor diversen Hürden. Die anhaltende Unsicherheit in der Versorgungslage – insbesondere im Hinblick auf geopolitische Spannungen und Naturkatastrophen – wirft einen Schatten auf die Stabilität der Lieferketten. Die Abhängigkeit von Produzenten in Taiwan und China vergrößert das Risiko von Engpässen.

Der Eintritt neuer Fahrzeughersteller, insbesondere aus China, erhöht den Wettbewerbsdruck nicht nur auf dem Automobilmarkt, sondern auch bei der Beschaffung von Halbleitern. Die Halbleiterindustrie sieht sich aufgrund der langen Investitionszyklen und der teilweise volatilen Nachfrage seitens der Automobilhersteller, bedingt durch neue Konkurrenten, Technologiewechsel und wachsenden Kostendruck, mit zusätzlichen Herausforderungen bei der langfristigen Planung konfrontiert. Zudem prägt eine sich wandelnde Fahrzeugarchitektur die Anforderungen an Halbleiterkomponenten. Der Übergang von dezentralen Steuergeräten zu wenigen Zentralrechnern erfordert neuere und leistungsfähigere Halbleitertechnologien.

So kann die Automobilindustrie die Halbleiterversorgung sicherstellen

In Anbetracht dieser Entwicklungen stellt sich die Frage: Welche Maßnahmen können Automobilunternehmen ergreifen, um die Halbleiterversorgung für ihre Autos zu sichern? Wir empfehlen folgende fünf Ansätze:

  1. Diversifikation der Lieferquellen

Um Engpässe in der Halbleiterbeschaffung zu vermeiden, ist es ratsam, die Lieferquellen zu diversifizieren. Durch verstärktes Sourcing bei lokalen, insbesondere europäischen Halbleiterherstellern, kann die Automobilindustrie ihre Produktion und ihre Lieferkette robuster gestalten und sich gegen globale Störungen besser wappnen. Dieser Schritt fördert nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern stärkt auch Partnerschaften in der regionalen Wirtschaft.

Hierbei stehen häufig Kosten und Resilienz in Konkurrenz. Es ist daher ratsam die Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkungen von Engpässen genauestens zu untersuchen und Risiken zu minimieren.

  1. Langfristige Lieferverträge

Es braucht langfristige Lieferverträge mit Halbleiterherstellern. Hierfür ist jedoch eine präzise langfristige Bedarfsplanung unerlässlich, um eine Vertrauensbasis zwischen den Vertragspartnern zu schaffen und das Risiko von Engpässen oder Überbeständen zu minimieren.

Vertrag kommt von „vertragen“: Die Risikoreduktion beider Parteien kann allein schon durch eine faire Verteilung von positiven wie negativen wirtschaftlichen Effekten erzielt werden. Vorausgesetzt, es gibt ausreichende Anreize, können Lieferanten beispielsweise eine Beteiligung am Gewinn des Original Equipment Manufacturers (OEM) erhalten.

Zusätzlich lohnen sich strategische Entwicklungspartnerschaften zwischen Halbleiterherstellern und Lieferanten. Diese Partnerschaften ermöglichen es zum Beispiel Softwareunternehmen, während der Entwicklung neuer Fahrzeuge Einfluss auf die bereitgestellte Hardware im Fahrzeug zu nehmen. Elementar sind bei der bereitgestellten Hardware die Chips.

  1. Investition in Forschung und Entwicklung

Die Umstellung der Fahrzeugarchitektur von dezentralen zu zentralen Steuergeräten erfordert gezielte Investitionen in Forschung und Entwicklung. Diese strategische Neuausrichtung ermöglicht nicht nur eine effizientere Nutzung von hochtechnologischen Halbleiterkomponenten, sondern trägt auch dazu bei, die Fahrzeuge mit leistungsfähigeren und fortschrittlicheren Technologien auszustatten. Moderne Halbleitertechnologien sind im Allgemeinen margenträchtiger und damit insbesondere für Zulieferer von höherer wirtschaftlicher Relevanz.

Alternativ eröffnet die Implementierung von Universal Chips, vergleichbar mit Umbrella Devices, die Möglichkeit, Halbleiterkomponenten von verschiedenen Quellen zu beziehen und sie substituierbar einzusetzen. Dieser Ansatz schafft nicht nur Flexibilität in der Beschaffung, sondern erhöht auch die Redundanz in der Lieferkette. Die Verwendung von Universal Chips minimiert das Risiko von Engpässen und verbessert die Gesamtstabilität der Halbleiterbeschaffung.

  1. Anpassung der Geschäftsmodelle an Kundenpräferenzen

Die langfristige Erfüllung von Marktpräferenzen und Kundenbedürfnissen erfordert eine strategische Ausrichtung der Geschäftsmodelle, die weit über das übliche Benchmarking im Automobilsektor hinausgeht. Richtlinien im Fahrzeugbau verhindern eine kritische Reflexion darüber, welche Funktion zu welchem Preis einem Kunden heute noch wichtig ist. Diese Überlegungen können als Leitfaden dienen, um die Kundenorientierung zu optimieren und die Wettbewerbsfähigkeit in einem sich wandelnden Markt zu sichern.

Die Einführung neuer Marktteilnehmer und sich verändernde Kundenbedürfnisse erhöhen den Druck auf traditionelle OEMs, die sich mit ihren etablierten Produktpaletten konfrontiert sehen. Gleichzeitig treten neue Akteure in den Markt und setzen dabei weniger restriktive Herangehensweisen bei Entwicklung, Einkauf, Produktion und Vertrieb ein. Diese Dynamik erfordert von etablierten Akteuren die Fähigkeit, sich flexibel anzupassen und Innovationen voranzutreiben, aber auch wirtschaftliche Technologien weiter zu fördern, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

5. Optimierung der Lieferkettenvisibilität

Das Wichtigste in komplexen Lieferketten ist und bleibt die Information. Die Herausforderung besteht aber nicht nur in der Datenverfügbarkeit, sondern auch in der Verwertbarkeit. Durch die enormen Reifegraderhöhungen im Bereich der künstlichen Intelligenz der letzten Jahre ist es erstmalig möglich, Frühwarnsysteme effizient und lieferantenübergreifend zu implementieren.

Ein solches System gewährleistet die Handlungsfähigkeit von Unternehmen und verleiht ihnen einen tatsächlichen Wettbewerbsvorteil, indem potenzielle Störungen frühzeitig erkannt und proaktiv Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Durch die Echtzeitüberwachung der Lieferkette können Automobilunternehmen flexibler auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren und so sicherstellen, dass die Halbleiterversorgung kontinuierlich und stabil bleibt.

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