Expertise
ESG im Banking, nationale und internationale Finanzmärkte, Kapitalmärkte, Finanzmanagement
Zur Person
Christoph Betz ist Partner Financial Services bei KPMG. Er ist mitverantwortlich für die ESG- und Sustainable Finance-Aktivitäten im Bereich Financial Services.
Themen und Herausforderungen 2022
Vertrauensfrage: Viele Banken haben sich in der Vergangenheit ESG-Ziele gesetzt. Allerdings sind diese der Öffentlichkeit häufig nicht ambitioniert genug, was für heftige Kritik sorgt. So wollen einige Institute bis 2045 klimaneutral sein, geben allerdings keine konkreten, quantitativen Zwischenziele an, wie sie dorthin kommen wollen. Somit wird häufig der Vorwurf des Greenwashings laut. 2022 sollten Banken deshalb ihre Vorhaben ins Geschäft übersetzen: Was bedeutet es konkret, bis 2045 klimaneutral zu sein? Wie sieht der Weg dahin aus? Und was sind die Leitlinien für das künftige Geschäft? Geldinstitute stehen hier vor einer großen Aufgabe.
Produkt und Kompetenz: Im Zuge von ESG müssen sich Geldinstitute grundlegend wandeln und entsprechend grüne Produkte anbieten. Um diese wiederum zu platzieren, müssen allerdings auch Bankkunden einiges leisten, beispielsweise beim Reporting. Hier sind Banken angehalten, ihre Kunden zu unterstützen, um diese finanzierungsfähig zu halten. Das ist kein Selbstläufer, da die Institute dafür die nötige Kompetenz aufbauen und diese mit den übergreifenden ESG-Zielen in Einklang bringen müssen. Ein komplexes Thema, bei dem viele noch am Anfang stehen.
Governance: ESG bringt für Geldinstitute die Herausforderung mit sich, das Thema in der Organisation zu verankern. Bisher wurden vielerorts Projekt-Task-Forces gegründet und in den zentralen Einheiten Personal aufgebaut. In Zukunft wird es nun darum gehen, diese Einheiten in den Regelbetrieb zu überführen: Dabei sollte ein zentrales ESG-Team etabliert werden, aber zugleich Personal mit ESG-Expertise und neuen Kompetenzen in diversen Bereichen aufgebaut und ausgebaut werden. Hier wartet eine komplexe Aufgabe auf die Institute.
ESG-Daten und Reporting: Banken haben das Thema „Daten“ flächendeckend priorisiert und decken es pragmatisch ab. Nun sollte eine einheitliche Basis geschaffen werden, um eine Harmonisierung der Grunddaten herzustellen. Hier stellt sich vor allem die Frage, wie die IT-Infrastruktur gestaltet ist: Wo lagern die Daten? Werden diese zentral verwaltet oder nicht? Wie kann sichergestellt werden, dass beispielsweise die Asset-Management-Tochter auf dieselben Daten zugreifen kann wie die Muttergesellschaft? Besonders für große Banken schlummern hier strategische Potenziale.
Strategie: Banken müssen sich künftig fragen, wie sie ESG strategisch und kommunikativ verstehen: Gehört ESG zum Kern des Unternehmens? Oder soll nur das regulatorische Mindestmaß erreicht werden? Besonders traditionell nachhaltige Institute sind daher gefragt, sich von der ebenfalls nachhaltigen Konkurrenz abzuheben. Strategisch wird auch das Thema „soziale Nachhaltigkeit“ an Relevanz gewinnen.
Statements
- „ESG ist zu einer grünen Vertrauensfrage geworden: Für die Geldinstitute bietet der klimaneutrale Umbau viele Chancen, sofern sie nicht durch Greenwashing ihre Reputation aufs Spiel setzen.
- „Banken sind entscheidend dafür, die grüne Transformation der Gesellschaft zu finanzieren. Allerdings müssen sie noch nachrüsten – bei Produkten, dem Marktantritt und ihren Kompetenzen.
- „Beim Thema NH-Daten hat sich bereits viel getan, es gibt mittlerweile viele externe Anbieter. Das Problem liegt nun allerdings in der Vergleichbarkeit der Daten, es geht also darum, eine einheitliche Basis zu schaffen.“
- „ESG ist ein Change-Thema. Für die Banken wird es künftig darum gehen, die ESG-Kompetenzen sowohl zentral als auch in den Fachbereichen aufzubauen. Hier braucht es Schulungskonzepte, um die gesamte Organisation mitzunehmen. “
- „Bei ESG haben Banken bisher die Aspekte Umwelt (E) und Governance (G) auf der Agenda. In Zukunft werden soziale Fragen (S) an Bedeutung gewinnen, also z.B. menschenrechtliche Aspekte sowie Sorgfalt in der Lieferkette.“
Links
Publikationen