Kaufkriterien der Kundschaft haben sich längst verschoben: Klimaneutralität, Produktions- und Arbeitsbedingungen sind entscheidende Faktoren. Nachhaltiges Handeln wird von Unternehmen nicht mehr nur gewünscht, sondern gefordert – und zwar sowohl von den Kundinnen und Kunden als auch vom Staat. Dabei rückt die Verantwortung der Unternehmen in den Fokus, denn ohne ihren Beitrag kann eine nachhaltige Wirtschaft nicht erreicht werden.
Auf nationaler sowie internationaler Ebene erhöht sich durch verschärfte Regularien der Druck, in globalen Wertschöpfungsketten verantwortungsvoll und transparent zu wirtschaften. Daher sollten Unternehmen die Auswirkungen ihres Handelns auf Gesellschaft und Umwelt entlang ihrer gesamten Lieferkette berücksichtigen. Dabei gilt es, negative Effekte zu reduzieren und ein ressourcenschonendes, zirkuläres und klimapositives Geschäftsmodell zu etablieren. Die Erfüllung der verschärften rechtlichen Rahmenbedingungen ist entscheidend für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, da ansonsten Sanktionen und steigende Bußgelder drohen.
Wertschöpfungsprozesse entlang Klimaneutralität und Einhaltung von Menschenrechten ausrichten
Ein wichtiger Faktor ist in diesem Rahmen die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass Deutschland zunächst seine ambitionierten Zwischenziele zur CO2-Reduktion und schließlich im Jahr 2045 die Klimaneutralität erreichen kann. Die Unternehmen gelten dabei als essenzielle Akteure. Ihre Lieferketten bieten viele Stellschrauben, an denen man drehen kann, um die Ziele zu erreichen. So wird die nachhaltige Lieferkette zu einem entscheidenden Faktor für den zukünftigen Erfolg von Unternehmen.
Voraussetzung für eine nachhaltige Lieferkette ist die ganzheitliche Integration des Prinzips in das Beschaffungs-, Logistik- und Produktionsnetzwerk. Prozesse der Wertschöpfung sind mit dem Fokus auf Klimaneutralität und der Einhaltung von Menschenrechten neu auszurichten – von der Produktentwicklung bis zur Entsorgung.
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Nachhaltige Lieferketten erfordern eine enge globale Zusammenarbeit
Da Lieferketten oft sehr komplex sind und viele unterschiedliche, global verteilte Unternehmen umfassen, werden Kollaborationen und Partnerschaften immer wichtiger. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verdeutlicht die Bedeutung dieser Zusammenarbeit. Unternehmen können bei Verstößen innerhalb ihrer gesamten Lieferkette verantwortlich gemacht werden. Nur durch Kollaborationen zwischen allen Lieferkettenpartnern können sie ihre sozialen und ökologischen Standards entlang der gesamten Lieferkette durchsetzen.
Etwa 40 Prozent der Emissionen kann das Management mit Maßnahmen wie Einsparungen durch Kreislaufwirtschaft, Effizienzsteigerung der Produktionswerke und den stärkeren Einsatz erneuerbarer Energien einsparen. Um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ist es nicht ausreichend, wenn Unternehmen sich auf einzelne Teile ihres Liefernetzwerks fokussieren. Vielmehr sollte die gesamte Lieferkette von der Rohstoffgewinnung über die Veredelung bis hin zur Entsorgung oder Wiederverwertung betrachtet werden.
Vier Schritte, um effizient eine nachhaltige Lieferkette zu erreichen
- Transparenz: Zunächst sollten Unternehmen Transparenz entlang ihrer End-to-End Supply Chain schaffen. Sie ist einerseits die Grundlage für die Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen. Andererseits hilft sie dabei, Chancen und Risiken zu erkennen. Basierend auf der gesamtheitlichen Abbildung der Warenflüsse sollten Unternehmen alle Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette identifizieren. Nur so können Nachhaltigkeitsrisiken minimiert und Potenziale vollumfänglich genutzt werden.
- Lieferantennetzwerk: Mit den so identifizierten Partnern sollten die Unternehmen anschließend in den Austausch gehen. Der Aufbau eines nachhaltigen Lieferantennetzwerkes (z.B. über Cloud-Plattformen) kann dabei helfen, diesen Austausch anzuregen und die Geschäftsbeziehung deutlich zu stärken. Mit relevanten Kennzahlen und regelmäßigem Monitoring können beispielsweise soziale Missstände identifiziert und geeignete Maßnahmen wie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ergriffen werden.
- Länderspezifische Assessments: Da sich nationale und internationale Gesetze zunehmend verschärfen, sollten Unternehmen ein länderspezifisches Assessment der eigenen Produktionsstätten und ihrer Lieferantenstandorte hinsichtlich der relevanten Regulatorik durchführen. Dies dient einer gesetzeskonformen Due-Diligence-Prüfung der Lieferanten und ihrer Produktionsstandorte anhand von nachhaltigkeitsbezogenen KPIs. So können risikobelastete Lieferanten und der Anteil an Top-Corporate-Responsibility-Lieferanten ermittelt werden.
- Maßnahmen: Auf Grundlage weltweit akzeptierter Standards für Nachhaltigkeit sollten Unternehmen Maßnahmen für ihr gesamtes Produktions- und Lieferkettennetzwerk definieren und ihre Partner beim Wandel unterstützten. Ferner empfiehlt es sich, einen standardisierten Lieferantenauswahlprozess aufzubauen, bei dem ökologische und soziale Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Auch eine regelmäßige Risikobewertung der Akteure innerhalb der Lieferkette ist sinnvoll.
Die nachhaltige Ausrichtung des Lieferantenmanagements ermöglicht eine hohe Lieferketten-Compliance. Sozial- und Umweltstandards können in die Erstellung von Qualitäts- und Lieferantenstandards integriert werden. Dies erleichtert die anschließende Auditierung. Die aufgeführten Maßnahmen stärken die Resilienz der Lieferketten, unterstützen die Umsetzung von Regulatorik und helfen, die wachsenden Anforderungen der Endkunden zu erfüllen.
Um zu prüfen, inwiefern die sozialen und ökologischen Unternehmensziele erreicht werden, und die Transparenz entlang der Lieferkette zu sichern, sollten Unternehmen geeignete Kennzahlen definieren und in das bestehende Reporting integrieren. Hieraus können regelmäßig Maßnahmen abgeleitet werden, um die Unternehmensziele zu erreichen. Wenn das Management die obigen vier Schritte konsequent umsetzt und kontinuierlich überprüft, dann macht es die Lieferkette langfristig nachhaltig, wettbewerbsfähig und übernimmt soziale Verantwortung.