Gemüse auf dem Markt

Nachhaltiger Konsum: Der Druck auf Wirtschaft und Politik wächst

Immer mehr Verbraucher wollen nachhaltigen Konsum: eine Aufgabe für Industrie und Politik.

Der jährliche Verbrauch von Plastik verdoppelt sich bis 2030 laut einer neuen Studie des Informationsdienstes IHS Markit, von zuletzt 185 Millionen Tonnen auf fast 400 Millionen Tonnen. Ein schwindender Kunststoffverbrauch ist nicht absehbar. Im Gegenteil: Die Nachfrage wird in den kommenden Jahren noch einmal rasant ansteigen, getrieben vom wachsenden Wohlstand der bevölkerungsreichen Länder.

Die EU handelt

Besonders im Fokus der Politik stehen Handel und Hersteller. Die Probleme reichen dabei über die sichtbaren Kunststoffabfälle wie Plastiktüten und Verpackungen hinaus. Überall finden sich Mikroplastiken, mikroskopisch kleine Kunststoffpartikel, die sich in der Nahrungskette anreichern.

In Deutschland fallen jährlich rund sechs Millionen Tonnen an Plastikabfällen an, EU-weit sind es 25 Millionen Tonnen. Um den Plastikmüll zu reduzieren, hat die EU ein Verbot auf Wegwerfware beschlossen – eine Maßnahme nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass EU-weit weniger als ein Drittel der Kunststoffabfälle recycelt wird, die Masse wandert nach dem Gebrauch auf Mülldeponien und in Verbrennungsanlagen.

Diese neuen Regelungen werden von 2021 an gelten. Brüssel schreibt zudem vor, dass ab 2025 rund zehn Millionen Tonnen recycelte Kunststoffe verwendet werden müssen, ab 2030 soll jedes Verpackungsmaterial zu 100 Prozent wiederverwertbar sein.

Nachhaltigkeit ist alternativlos

Wenn wir als Menschheit unseren Planeten und die Grundlage unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft erhalten wollen, kommen wir nicht umhin, nachhaltig zu agieren. Einst war Nachhaltigkeit ein zusätzliches Plus, „nice to have“ – inzwischen ist sie eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit.

Hierfür die entscheidenden Veränderungen zu vollziehen, obliegt insbesondere den Entscheidern in Wirtschaft und Politik. Denn so lobenswert es auch ist, dass immer mehr Konsumenten bei ihren Kaufentscheidungen sich bewusster mit den Umweltthemen auseinandersetzen, wird das nicht ausreichen. Die Transformation zu einem nachhaltigen Konsum kann nicht allein den Verbrauchern auferlegt werden.

Das sehen auch die Verbraucher selbst so, wie jüngst die Umfrage für unser Consumer Barometer gezeigt hat. Die Mehrheit der Befragten sieht die Verantwortung dafür, dass Konsum nachhaltiger wird, zuvörderst bei der Konsumgüterindustrie und dem Gesetzgeber.

Eine Aufgabe für Industrie und Politik

Hersteller und Handel sowie die Politik sind gefordert, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die einen nachhaltigen Konsum ermöglichen. Die Transformation zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell vollzieht sich zwischen drei Kraftpolen: den Regulierern, den Unternehmen und den gesellschaftlichen Interessengruppen. Einen Standardprozess für diese Transformation gibt es nicht.

Längst wird über neue Regeln und Gesetzesnovellierungen diskutiert. Dabei geht es u.a. um klarere Verbraucherinformationen und Produktsiegel zu nachhaltigen Produkten sowie deren Langlebigkeit und Reparierbarkeit. Grundlegend auf Seiten der Industrie sind ein Verantwortungsbewusstsein, der Wille zu mehr Transparenz und ein Geschäftsmodell, das nicht allein auf kurzfristig orientiertem Profitstreben beruht.

Nachhaltigkeit ist ohne Einschränkungen nicht zu erreichen

Längst weist der Sachverständigenrat für Umweltfragen auf die Bedrohung der ökologischen Lebensgrundlage unseres Planeten hin. Der Druck auf Industrie und Politik wächst, vor allem durch die Jugend, die ihr Recht auf eine lebenswerte Zukunft einfordert.

Der Anfang nach der Corona-Krise sollte nach Überzeugung vieler Politiker, Klimaschützer und Unternehmer zugleich ein Neustart sein, der die Wirtschaft nachhaltiger, grüner und damit klimafreundlicher macht. Ein Weiter-so wie bisher verbiete sich, so argumentieren sie. Man müsse vielmehr die Krise als Chance für einen grundlegenden Neubeginn nutzen.

Die enormen Mittel, die für die konjunkturelle Wiederbelebung durch die Corona-Pandemie eingesetzt werden, müssen konsequent an den Zielen der Klimaneutralität und des Umweltschutzes ausgerichtet werden.

Auf dieser Basis sind betriebswirtschaftlich sinnvolle Strategien zu entwickeln. Dies wird ein aufwändiger Weg sein. Doch so komplex die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft auch sein mag – sie wird sehr kurzfristig stattfinden müssen.