Eine Frau zieht sich aus einem Regal mit Stoffen ein Stück Stoffe (Farbe: lila) heraus und begutachtet es.

Modeindustrie: Lieferkettengesetz für mehr Nachhaltigkeit

So können Unternehmen das Lieferkettengesetz zu ihrem Vorteil nutzen.

Stammt das neue T-Shirt aus einer Fabrik mit ausreichenden Sicherheitsstandards für die Mitarbeiter:innen? Braucht es eine neue Jeans oder genügt auch ein Secondhand-Kleidungsstück? Die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind wesentliche Trends der Modeindustrie, die die Branche beeinflussen und zum Umdenken bewegen. Auch das bald in Kraft tretende Lieferkettengesetz hat Einfluss auf die Branche.

Nachhaltigkeitstrend wächst, aber Preis auf Kundenseite aktuell noch entscheidend

Eine Umfrage von uns zeigt, dass viele Konsument:innen Nachhaltigkeit als ein lohnendes Konzept sehen. Dazu zählen auch Re-Commerce und Secondhand. 34 Prozent der Konsument:innen kaufen bereits gebrauchte Kleidung, 28 Prozent können es sich vorstellen.

Die Umfrage zeigt aber auch: Die Nachhaltigkeitsentwicklung der Branche steht noch am Anfang. Nachhaltigkeit wird aus Kundensicht zwar tendenziell immer wichtiger beim Kauf, der Preis ist derzeit aber immer noch das entscheidende Kriterium bei der Kaufentscheidung.

Doch der Wunsch nach günstiger Ware geht häufig auf Kosten der Menschenrechte und der Umwelt. Die Modeindustrie sieht sich teilweise noch immer mit unfairen Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit, Ausbeutung und Umweltverschmutzung konfrontiert. Sie verursacht insgesamt bis zu zehn Prozent der globalen Co2-Emissionen.

Lieferkettengesetz für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit

Laut unserer Umfrage wird die Verantwortung für mehr Nachhaltigkeit in der Modeindustrie aus Kunden- und Unternehmenssicht auch bei der Politik gesehen. Eine gesetzliche Änderung könnte jetzt für den gewünschten politischen Rahmen sorgen: das Lieferkettengesetz.

Mit dem Gesetz sollen Unternehmen dazu verpflichtet werden, über ihre Anstrengungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit Bericht zu erstatten. Bis jetzt gibt es nur eine sogenannte Sorgfaltspflicht ohne gesetzlichen Rahmen. Und nur rund 20 Prozent der Unternehmen halten sich bisher an die Selbstverpflichtungsvorgaben. Durch das Lieferkettengesetz soll sich das ändern. Diejenigen, die hierfür bereits gut aufgestellt sind, würden sich somit einen entscheidenden Vorteil verschaffen.

Das Lieferkettengesetz wird den gesetzlichen Rahmen zur Sorgfaltspflicht im Hinblick auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz entlang der gesamten Lieferkette bilden. Hersteller und Händler müssen in jedem Wertschöpfungsabschnitt der Lieferkette, die eigenen Vorlieferanten kennen und entsprechend der Nachhaltigkeitskriterien aussuchen. Das Lieferkettengesetz ist somit eine Möglichkeit, Nachhaltigkeit konsequent in der Wertschöpfungskette zu verankern und etablieren.

Potenzielle Vorteile für Unternehmen

Das Lieferkettengesetz sorgt zunächst für einen erhöhten bürokratischen Aufwand bei Unternehmen: Wertschöpfungsketten gilt es, sorgfältig zu dokumentieren und Nachweise über eingehaltene Standards aller Stakeholder, wie beispielweise der Lieferanten, zu belegen.

Doch die Umsetzung nachhaltiger Strategien bedeutet eine Investition in die Zukunft und bringt somit mittel- bis langfristig viele Vorteile für Unternehmen mit sich. So stellt man beispielweise eine erhöhte Transparenz in der Lieferkette sicher, spart Kosten aufgrund eines verminderten Ressourcenverbrauchs, gewinnt an Reputation durch ein klares Nachhaltigkeitsbekenntnis und kann somit auch die Mitarbeitendenzufriedenheit im Unternehmen steigern.

Wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Modeindustrie

Meiner Meinung nach ist das Gesetz ein erster wichtiger Schritt, um gleiche Rahmenbedingungen, ein sogenanntes einheitliches „Level Playing Field“, für alle Marktteilnehmer zu schaffen.

Das bedeutet aber nicht, dass ein Gesetz allein ausreichen wird, um die Branche nachhaltiger zu gestalten. Alle beteiligten Stakeholder, seien es Hersteller, Händler, die Politik oder Konsumenten, sollten sich auch weiterhin abseits des gesetzlichen Rahmens um mehr Nachhaltigkeit bemühen.

Ein systematisches Risikomanagement wäre eine Möglichkeit, um bestehende Risiken kontinuierlich zu ermitteln, zu überwachen und zu analysieren. Daraus ableitend kann ein Maßnahmenpaket definiert werden, um negative Konsequenzen möglichst im Vorhinein zu minimieren.

 

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